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Wednesday, August 30, 2017

Management Interview

Michael Nowak

Geschäftsführender Direktor der Bitcoin Group SE
Geschäftsführender Direktor der Bitcoin Group SE
Bitcoin Group SE – ISIN DE000A1TNV91

Bitcoin Group SE: „Bitcoin ist gekommen, um zu bleiben!“

Bitcoin ist das weltweite Aushängeschild unter den Kryptowährungen und längst eine globale Erfolgsgeschichte. Binnen Jahresfrist kletterte die Notiz von etwa 500 Euro auf derzeit mehr als 3.800 Euro – Tendenz weiter steigend. Die börsennotierte Bitcoin Group SE (ISIN DE000A1TNV91), die mit Bitcoin.de Deutschlands erste regulierte Bitcoin-Börse etabliert hat, kann sich vor Neukunden kaum retten. Vor kurzem wurde bereits die Marke von 450.000 registrierten Nutzern überschritten. Entsprechend stark fielen mit einem Umsatzwachstum von 128 Prozent und einem Ergebnisplus von 240 Prozent die Halbjahreszahlen der Bitcoin Group aus. Zukünftig soll die Aufnahme weiterer Kryptowährungen in den Handel bei Bitcoin.de für zusätzliches Wachstum sorgen. Financial.de traf Bitcoin-Group-CEO Michael Nowak zum Exklusivinterview und sprach mit ihm über die Entwicklung von Deutschlands einzigem zugelassenen Bitcoin-Handelsplatz, vertrauensbildende Maßnahmen in die Kryptowährung und warum sein Unternehmen jeden Banken-Stresstest bestehen würde.

Financial.de: Herr Nowak, Sie haben sich mit der Etablierung Deutschlands erster regulierter Bitcoin-Börse und der Einführung der digitalen Währung als Zahlungsmittel ja einiges vorgenommen. Im deutschen Einzelhandel wurden 2016 mehr als die Hälfte aller Zahlungen mit Bargeld beglichen (Quelle: EHI Retail Institute). Wie wollen Sie ausgerechnet in diesem Markt mit der Kryptowährung Bitcoin erfolgreich sein?

 

Michael Nowak: Die Deutschen sind Bargeldfans, das stimmt. Und das finden wir als Bitcoin Group auch gut so, denn Bargeld bietet eine Reihe von Vorteilen. Es diskriminiert nicht. Beispielsweise kann ich ohne Weiteres einem Straßenmusiker Geld zustecken. Wenn wir uns eine bargeldlose Welt vorstellen, bräuchten darin beide Parteien für diese Transaktion ein elektronisches Zahlungsterminal – unvorstellbar also. Ein weiterer Vorteil von Bargeld besteht in der Möglichkeit, sich den Negativzinsen durch Zentral- und Geschäftsbanken zu entziehen, in dem Sparer Bargeld vorhalten. Diesen und viele weitere Vorteile bietet aber auch der Bitcoin. Daher sind unter anderem die deutschen Bargeldfreunde unsere Zielgruppe. Und deswegen sind wir auch davon überzeugt, erfolgreich zu sein.

 

Financial.de: Das müssen Sie uns erklären.

 

Michael Nowak: Beim Bitcoin handelt es sich um eine alternative Währung. Allerdings im Gegensatz zu Euro, Dollar und Co. um eine Kryptowährung, die es ausschließlich in digitaler Form gibt. Die Geldmenge ist auf 21 Millionen Bitcoins begrenzt, was Geldentwertung, also Inflation, ausschließt. Da es keine Zentralbank wie beim herkömmlichen Giralgeld gibt, die über den Preis und Menge des Geldes wacht, haben die Nutzer die volle Kontrolle über ihre Währung. Durch die technische Basis über eine Blockchain, dabei handelt es sich vereinfacht gesagt um eine Datenbank, die alle Transaktionen speichert, wird Missbrauch durch die Veränderung von Zahlungen praktisch ausgeschlossen. Für diese Vorteile wollen wir unsere Kunden begeistern. Mit Bitcoin.de betreiben wir dazu Deutschlands einzigen zugelassenen Marktplatz.

 

Financial.de: Stellen Sie sich vor, wir wären interessierte Anleger. Erklären Sie uns bitte in wenigen Sätzen, womit die Bitcoin Group ihr Geld verdient.

 

Michael Nowak: Als Betreiber des Marktplatzes Bitcoin.de verdienen wir an den Transaktionen, die unsere Kunden in der Währung Bitcoin tätigen. So gesehen verdienen wir Geld mit Geld – quasi wie ein Zahlungsdienstleister, eine Bank. Allerdings mit dem Unterschied, dass wir mit einer Eigenkapitalquote von etwa 80 Prozent noch solider finanziert sind und jedem EBA-Stresstest standhalten würden.

Financial.de: Sie agieren mit Blick auf Deutschland also in einem absolut neuen Geschäftsfeld beziehungsweise einem neuen Markt. Ist dies nicht mit hohen Kosten für Forschung und Entwicklung sowie hohen Marketingkosten verbunden?

 

Michael Nowak: Wir leisten in gewisser Weise in Deutschland Pionierarbeit und tragen bildlich gesprochen Wasser in die Wüste – das ist wahr. Allerdings haben wir die Phase kostenintensiver und stark gewinnschmälernder Investitionen bereits hinter uns gelassen. Wir sind seit 2013 im Markt vertreten, in der Anfangszeit noch unter dem Namen AE Innovative Capital SE. Also können wir sagen, dass wir bereits wichtige Erfahrungen gemacht haben und das Fundament, auf das wir unser Geschäftsmodell aufbauen, erfolgreich gegossen haben. Die wichtigste Nachricht dabei ist: Es trägt.

 

Financial.de: Woran machen Sie das fest?

 

Michael Nowak: Bereits mit Ablauf des vergangenen Geschäftsjahres konnten wir ein positives Finanzergebnis in Höhe von rund 320.000 Euro ausweisen. Gegenüber dem Vorjahr handelt es sich dabei nahezu um eine Verachtfachung. Was uns besonders freut, ist die Tatsache, dass wir für 2016 einen Gewinn von 0,02 Euro je Aktie ausweisen konnten. Die Richtung stimmt also.

 

Und die Richtung geht steil gen Norden, wenn man die Halbjahreszahlen 2017 mit einem Umsatzplus von 128 Prozent und einem Ergebnisplus von 240 Prozent als Maßstab nimmt. Wie sehr hat Sie diese starke Entwicklung überrascht?

 

Michael Nowak: Grundsätzlich ist es ja so, dass eine starke Wertsteigerung im Produkt Bitcoin zu einem verstärkten Interesse der Anleger und Medien und so zu höheren Handelsumsätzen führt. Aber, dass das Handelsvolumen praktisch linear mit dem Kurs gestiegen ist, hat uns dann doch positiv überrascht. Gleichzeitig sind unsere Kosten nahezu stabil geblieben, so dass wir dieses schöne Ergebnis präsentieren konnten.
„Die Nachfrage nach Bitcoin ist rasant gestiegen. Binnen Jahresfrist kletterte die Notiz von etwa 500 Euro auf derzeit mehr als 3.800 Euro. Als Betreiber des Marktplatzes Bitcoin.de verdienen wir an den Transaktionen, die unsere Kunden in der Währung Bitcoin tätigen“, erläutert Michael Nowak, CEO der Bitcoin Group SE, im Interview mit Financial.de. Quelle: ulifunke.de/bitcoin.de

 

Financial.de: Und was stimmt Sie so positiv, dass die Bitcoin Group ihr dynamisches Wachstum fortsetzen kann und nicht vom Weg abkommt?

 

Michael Nowak: Da gibt es gleich mehrere Gründe. Einerseits ist die Nachfrage nach Bitcoin rasant gestiegen. Binnen Jahresfrist kletterte die Notiz von etwa 500 Euro auf derzeit mehr als 3.800 Euro. Mit Abschluss des Geschäftsjahres 2016 haben wir den Kurs mit 912,26 Euro im Jahresbericht ausgewiesen. Waren es im Jahr 2015 noch etwa 281.000 User, durften wir per Ende des Jahres 2016 bereits den 356.000. User begrüßen. Und aktuell haben wir bereits die Marke von 450.000 registrierten Nutzern überschritten. Dies zeigt, dass die Dynamik sogar noch zunimmt.

Ende Juni hat die Bitcoin Group SE ihre Konzernergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2017 nach oben korrigiert, von „moderat steigend“ auf „stark steigend“. Welche Erwartungen haben Sie an die zweite Jahreshälfte 2017?

 

Michael Nowak: Auch für das zweite Halbjahr 2017 rechnen wir erneut mit einem starken Umsatzwachstum. Bis zum Ende des Geschäftsjahres 2017 erwarten wir, aufgrund stetigen Wachstums die Marke von 480.000 registrierten Nutzern zu überspringen. Gegenüber dem Jahresende 2016 würde dies einem Kundenwachstum von rund 35 Prozent entsprechen, also ca. 10.000 Neukunden pro Monat.
„‍Waren es im Jahr 2015 noch etwa 281.000 User, durften wir per Ende des Jahres 2016 bereits den 356.000. User begrüßen. Und aktuell haben wir bereits die Marke von 450.000 registrierten Nutzern überschritten. Dies zeigt, dass die Dynamik sogar noch zunimmt“, sagt CEO Michael Nowak.

Financial.de: Und wie ist es um die finanzielle Leistungsfähigkeit der Bitcoin Group SE bestellt?

 

Michael Nowak: Zum 30. Juni 2017 haben wir eine solide Eigenkapitalquote von 80 Prozent ausgewiesen. Wir agieren weiter ohne Fremdfinanzierungen und weisen eine Eigenkapitalquote auf, die in der Branche den Vergleich mit anderen Finanzdienstleistern und Banken nicht zu scheuen braucht, im Gegenteil. Wir sind ein grundsolide finanziertes Unternehmen und haben die beste Basis für weiteres Wachstum und das Vertrauen der Investoren gelegt.

 

Financial.de: Dennoch ist die Wertentwicklung des Bitcoins sehr volatil. Ist dies nicht die größte Bedrohung für Ihr Geschäftsmodell?

 

Michael Nowak: Die Notiz weist in der Tat eine hohe Schwankungsbreite auf. Zwar eignet sich der Bitcoin auch als Investment, doch wer nur auf kurzfristige Renditemaximierung aus ist, ist beim Bitcoin sicherlich falsch aufgehoben. Klar ist allerdings: Mit zunehmender Kundenzahl wird sich die Kursentwicklung stabilisieren, wie bei jeder anderen Währung auch. Damit dies passiert, ist es wichtig, dass das Bewusstsein für eine alternative Währung geschärft wird. In diesem Zusammenhang gibt es viele Bitcoin-Erfolgsgeschichten zu erzählen.
„Um auch in der Entwicklung weiterer digitaler Währungen eine entscheidende Rolle zu spielen, haben wir unser System seit 2016 auf die Handelsaufnahme zusätzlicher Kryptowährungen vorbereitet und stehen kurz vor dem Abschluss“, so Nowak gegenüber Financial.de.

Financial.de: Welche sind das?

 

Michael Nowak: Beispielsweise hat die amerikanische Börsenaufsicht SEC angekündigt, die Absage an die Auflage eines börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds/ETF) auf den Bitcoin zu überdenken. Seit April 2017 erkennt Japan den Bitcoin als Zahlungsmittel an. Russland stellte in Aussicht, den Bitcoin 2018 als Währung zuzulassen. Unserer Meinung nach steht der Bitcoin am Beginn einer großartigen Entwicklung.

 

Financial.de: Wie sehen denn Ihre vertrauensbildenden Maßnahmen aus?

 

Michael Nowak: Finanzgeschäfte sind Vertrauensgeschäfte. Wir leben wie Geschäftsbanken von unserer Seriosität und Integrität. Daher kooperieren wir bei unserem Marktplatz Bitcoin.de mit der Fidor Bank in München. Somit bieten wir eine Schnittstelle zum klassischen Bankensystem, was in der Branche weltweit sicherlich einzigartig ist. Zudem lassen wir die Bitcoin-Bestände unserer Kunden regelmäßig durch eine öffentlich-rechtlich bestellte deutsche Wirtschaftsprüfungsgesellschaft prüfen. Und nicht zuletzt hat Bitcoin.de den Vorteil, dass die Kundengelder bis zur Bezahlung der gekauften Bitcoins immer auf deren einlagengesicherten Bankkonten verbleiben. Im Ausland hingegen sind Bitcoin-Handelsplätze oft unreguliert und Einzahlungen erfolgen auf das Bankkonto der jeweiligen Handelsplatzbetreiber. Diese Einlagen sind bei einer Insolvenz des Betreibers oft nicht geschützt.

 

Financial.de: Wie sehr fürchten Sie die Konkurrenz durch alternative Bitcoin-Marktplätze oder auch alternative Kryptowährungen?

 

Michael Nowak: Wir sind als Pionier seit 2011 im Geschäft. Auch wenn man denken könnte, es sei keine große Herausforderung einen Handelsplatz wie Bitcoin.de zu betreiben, ist der Betrieb einer Bitcoin-Börse alles andere als trivial – vor allem wenn man eine solche Plattform vom Standort Deutschland aus betreiben möchte. Das sehen wir nämlich als echten Vorteil gegenüber unseren Wettbewerbern, die alle – größtenteils unreguliert – aus dem Ausland heraus operieren. Vor alternativen Kryptowährungen fürchten wir uns nicht – ganz im Gegenteil! Diese werden nach Aufnahme in den Handel bei Bitcoin.de für weiteres Wachstum sorgen.

 

Financial.de: Der Aktienkurs der Bitcoin Group hat sich rasant entwickelt. Seit Oktober vergangenen Jahres wuchs der Kurswert um über 430 Prozent auf derzeit etwa EUR 28,40. Wann gibt es denn – auch mit Blick auf vertrauensbildende Maßnahmen – eine Dividende?

 

Michael Nowak: Wir werden gern eine Dividende zahlen. Dazu müssen die Rahmenbedingungen aber stimmen. Die wichtigste Bedingung, einen Gewinn zu erwirtschaften, um nicht eine Auszahlung aus der Substanz tätigen zu müssen, erfüllen wir bereits. Momentan haben wir allerdings genug Ideen, wie wir den Gewinn ins Unternehmen investieren können. Wir wollen nachhaltig und profitabel wachsen. Eine vorschnelle Dividendenzahlung steht dem aber entgegen. Unsere Aktionäre wissen das und geben uns die Zeit.

Financial.de: Welche Investitionsideen haben Sie denn konkret?

 

Michael Nowak: Um das Potenzial des gewachsenen Kundenstamms für die Unternehmensgruppe effizienter nutzen zu können, plant die Bitcoin Group SE im Laufe des Jahres weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Usability und Customer Experience umzusetzen. Dazu gehören die Steigerung der Performance, um der stetig steigenden Handelstätigkeit und der zunehmenden Kundenzahl Rechnung zu tragen, aber auch Verbesserungen der Prozesse im Support. Dabei wird die Bearbeitung der Kundenanfragen durch neue Features beschleunigt oder durch automatisierte Abläufe erleichtert, wie im komplexen Legitimationsprozess bei Kontoeröffnungen.

 

Financial.de: Und wie sieht Ihre mittelfristige Vision für die Bitcoin Group aus?

 

Michael Nowak: Immer mehr Anleger erkennen, dass der Bitcoin kein kurzfristiger Trend ist, sondern eine nachhaltige und unaufhaltsame Entwicklung erlebt und sich in einem zukunftsorientierten Markt als valide Währungsalternative und renditestarkes Investment etablieren kann. Mit unserem Marktplatz Bitcoin.de, unseren starken Partnern und unserem Know-how wollen wir diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren nachhaltig mitgestalten, und als Unternehmen davon profitieren, indem wir die erste regulierte Bitcoin-Börse Deutschlands etablieren. Um auch in der Entwicklung weiterer digitaler Währungen eine entscheidende Rolle zu spielen, haben wir unser System seit 2016 auf die Handelsaufnahme zusätzlicher Kryptowährungen vorbereitet und stehen kurz vor dem Abschluss. Selbstverständlich haben wir auch Blaupausen in der Schublade, um auf dem disruptiven Bitcoin-Netzwerk innewohnende Veränderungen zu reagieren. Dazu gehören die Einführung von Bitcoins als Zahlungsmittel im Handel, die Reform des Bitcoin-Codes oder auch die Aufspaltung der Währung. Darüber hinaus planen wir mit der Bitcoin Group SE auch weitere Beteiligungen in interessante Unternehmen aus dem Bereich Kryptowährungen und Blockchain.

 

Financial.de: Herr Nowak, vielen Dank für das Interview.