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Monday, December 3, 2018

Management Interview

Dr. Florian Pfingsten

CFO der Black Pearl Digital AG
CFO der Black Pearl Digital AG
Black Pearl Digital AG

Kapitalerhöhung: „Wir wollen das Wachstumstempo beschleunigen“

Die Black Pearl Digital AG hat eine Kapitalerhöhung beschlossen, um schneller zu wachsen. Die Gesellschaft ist auf Softwareentwicklung und Beratung in Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie spezialisiert. Zudem werden Wachstumsunternehmen, die sich in der Frühphase der Unternehmensentwicklung befinden, beraten und finanziert. Im Gespräch mit Financial.de erklärt CFO Dr. Florian Pfingsten, wie die Pläne der Black Pearl Digital AG in den nächsten Jahren aussehen.

Herr Dr. Pfingsten, die Black Pearl Digital AG ist eine junge Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft, die im Blockchain-Umfeld tätig ist. Jetzt planen Sie den Wechsel vom allgemeinen Freiverkehr der Düsseldorfer Börse in den strenger regulierten Primärmarkt. Was versprechen Sie sich von diesem Schritt?

Wir sehen aktuell in unseren beiden Geschäftsbereichen enorm viel Dynamik. Um dieser gerecht zu werden und unser Wachstum zu beschleunigen, planen wir eine Kapitalmaßnahme, die unsere Aktionärsbasis deutlich erweitert.

Im Rahmen unserer Börsennotiz wollen wir unseren Anteilseignern eine möglichst hohe Transparenz und Professionalität bieten und streben daher den Wechsel in den Primärmarkt der Börse Düsseldorf an. Gleichzeitig ermöglicht die Einbeziehung in dieses Segment auch die Aufnahme einer fortlaufenden XETRA-Notierung, was mit Hinblick auf die Liquidität und Handelbarkeit der Aktien der Black Pearl Digital AG eine wesentliche Verbesserung darstellt.

Sie haben die Kapitalerhöhung, die bereits von der außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen wurde, angesprochen. Wofür werden Sie die zufließenden Erlöse verwenden?

Die Hauptversammlung der Gesellschaft hat im September beschlossen, das Grundkapital durch die Ausgabe von bis zu 2.750.000 neuen Aktien auf bis zu EUR 3.025.000,00 nominal zu erhöhen. Der Ausgabepreis der neuen Aktien beträgt dabei EUR 27,50 je Aktie. Durch den zu erwartenden Mittelzufluss hoffen wir das Wachstumstempo in unseren beiden Geschäftsbereichen stark beschleunigen zu können.

Was planen Sie genau?

In den Bereichen Softwareentwicklung und Beratung wollen wir die bestehenden Kapazitäten durch den Aufbau eines umfangreichen Inhouse-Entwicklerteams sowie Blockchain-erfahrene IT-Berater deutlich vergrößern. Neben der Betreuung externer Kunden ermöglicht dies auch, unser eigenes Softwareportfolio, das gegenwärtig aus einem Konzept für ein Hochsicherheits-Krypto-Wallet für institutionelle Vermögensverwalter besteht, um weitere Softwareapplikationen für den Finanzbereich zu ergänzen.

Für unseren Beteiligungsbereich, in dem wir bisher im Wesentlichen nach einem Sweat-Equity-Ansatz, d.h. Beratungsleistung gegen Beteiligung, agiert haben, erwarten wir ebenfalls neue Impulse. Die Stärkung der Kapitalausstattung verbessert die Möglichkeiten, an klassischen Finanzierungsrunden teilzunehmen, erheblich. Aktuell sind Investitionsmöglichkeiten im Fintech-Bereich im Allgemeinen und im Blockchain-Umfeld im Besonderen enorm wettbewerbsintensiv. Um dort zum Zuge zukommen, kann man sich nicht mehr ausschließlich auf Knowhow verlassen, sondern man muss schnell Kapital bereitstellen und in Auktionssituationen zunächst auch hochscheinende Bewertungen darstellen können.

Die Black Pearl Digital AG wurde erst im Jahr 2016 gegründet und hat im März des laufenden Jahres die operative Tätigkeit als Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft aufgenommen – sie ist daher am Kapitalmarkt sicher noch nicht jedem ein Begriff. Wie erklären Sie Anlegern mit wenigen Sätzen, dass sich ein Investment in Ihre Gesellschaft lohnt?

Die Black Pearl Digital AG bietet für Anleger, die an den disruptiven Charakter der DL-(„Distributed Leger-) bzw. Blockchain-Technologie glauben, die Möglichkeit, sich zu einem frühen Zeitpunkt an einem Unternehmen zu beteiligen, dass einführender Anbieter von Dienstleistungen und Softwareprodukten bzw. -plattformen insbesondere für die Finanzindustrie werden wird. Dabei ist das Hochsicherheits-Krypto-Wallet für den Handel und die Verwahrung von Krypto-Assets für den institutionellen Anwender wie Vermögensverwalter nur ein erster Schritt. Langfristig wollen wir der führende Anbieter für Softwarelösungen für Finanzdienstleistungsunternehmen in einer Welt von digitalen Assets werden.

Dass Blockchain mehr als die Digitalwährung Bitcoin ist, zeigt bereits das breite Spektrum an Beratungs- und IT-Dienstleistungen, welches Sie anbieten. Können Sie einmal, auch für Laien verständlich, erklären, welches Potenzial Sie in dem Markt für Blockchain-Technologien und Blockchain-Anwendungen sehen?

Unsere Sichtweise auf eine Krypto-Welt „Blockchain beyond Bitcoin“ ist zweifach: Zum einen ermöglicht die Entwicklung und Bereitstellung einer Blockchain-Architektur eine vollständige Neugestaltung von realwirtschaftlichen Prozessen. Lassen Sie mich das an einem Beispiel erläutern: Der Übertrag von Wertpapieren (z. B. Aktien) zwischen Depots unterschiedlicher Inhaber bzw. Banken und deren Abbildung in der digitalen Welt ist eine prädestinierte Anwendung einer Blockchain-Architektur. Nicht verschiedenste Sachbearbeiter und Altsysteme zwischen den beteiligten Banken werden bemüht, sondern es genügt die Erstellung eines einfachen Eintrags im Rahmen einer Blockchain-Transaktion, um einen derartigen Übertrag in kürzester Zeit umzusetzen. Vorausgesetzt, alle Beteiligten (Depotinhaber, Depotbanken, Steuerbehörden etc.) akzeptieren die entsprechende Blockchain als relevante Instanz. Dies würde ich als Idealfall einer realwirtschaftlichen Anwendung sehen: Die „Wertpapiertransfer“-Blockchain garantiert (Fälschungs-) Sicherheit, erübrigt eine zentrale Vertrauensinstanz (z. B. Clearing Stelle), ist von allen Beteiligten transparent einsehbar, reduziert Kosten und erhöht die Abwicklungsgeschwindigkeit. An diesem einfachen Beispiel ist ersichtlich, was für ein gewaltiges Potenzial in der Blockchain-Technologie steckt.

Zum anderen ist bei der Verwendung einer digitalen, dezentralen Transaktionsdatenbank (d. h. einer Blockchain-Architektur) immer auch eine Währung (bzw. ein Token oder ein Coin) notwendig, mit der die Teilnehmer an der Blockchain, die die IT-/Rechnerkapazität in dieser dezentralen Architektur zur Verfügung stellen, vergütet werden. Die Verwahrung, der Handel und die Verwendung dieser Währungen wird – mit zunehmender Realisierung und Bedeutung von realwirtschaftlichen Anwendungen von Blockchain-Architekturen – enorm anwachsen und (Software-) Produkte zur Handhabung dieser Währungen notwendig machen. An dieser Stelle setzen wir mit unserem Produktportfolio an.

Die Black Pearl Digital AG beteiligt sich außerdem an Wachstumsunternehmen aus den Bereichen "DigitalTransformation", "Fintech" und "Digital Assets", die sich in der Frühphase ihrer Entwicklung befinden. Wodurch zeichnet sich aus Ihrer Sicht ein vielversprechendes Investment aus?

Für unseren Investmentfokus bei Unternehmensbeteiligungen gelten – wie für alle anderen Bereiche in der Frühphasen- und Wachstumsfinanzierung auch – im Wesentlichen drei Dinge: Team, Team, Team! Darüber hinaus: Die Geschäftsidee muss die Proof-of-Concept-Phase bereits durchlaufen haben und sollte ein klares Anwendungsproblem in der entsprechenden Industrie adressieren. Allerdings kann unsere Erfahrung nach das Geschäftsmodell noch so innovativ und attraktiv sein, wenn die Umsetzung nicht gelingt – und das ist die zentrale Aufgabe des Managements – scheitert die beste Idee. Eine Kombination aus Kreativität, Dynamik und Erfahrung ist unersetzlich. Spätestens, wenn die ersten Umsetzungsprobleme auftauchen, zeigt sich die Qualität des Teams.

Wann planen Sie die ersten Beteiligungen?

Aktuell ist die Black Pearl Digital AG zwar noch keine Beteiligung eingegangen, aber wir sichten täglich Ideen und Business-Pläne und besuchen die entsprechenden Veranstaltungen und Konferenzen (beispielsweise die C3, Bits & Pretzels und diverse regionale Blockchain-Foren). Vor dem Hintergrund der aktuellen Bewertungsniveaus sind wir an dieser Stelle allerdings auch auf das Ergebnis der aktuellen Kapitalmaßnahme angewiesen, um die Stoßrichtung zu bestimmen.

Das Angebot bei den Dienstleistungen umfasst neben der Beratung auch die Softwareentwicklung zur Unterstützung von Projekten aus der Krypto-Branche. Was kann man sich unter diesen Softwarelösungen genau vorstellen?

Grundsätzlich hat das Team der Black Pearl Digital AG einen starken Hintergrund im Finanz- und IT-Sektor. Mit unserer Produktentwicklung zielen wir darauf ab, das Knowhow aus beiden Bereichen in unsere Produkte einfließen zu lassen und Problemlösungen zu schaffen, die auf einen konkreten Kundenbedarf treffen.

Beispielsweise ist es unser Ziel, im Finanzbereich Software-Applikationen zu entwickeln, die den Umgang mit Krypto-Assets so anwenderfreundlich wie möglich machen und einen alltäglichen Umgang mit diesen Assets ermöglichen. An dieser Stelle denken wir über viele Softwareapplikationen nach, die zur Aufbewahrung, Verwendung oder zum Handel der entsprechenden Krypto-Assets notwendig sind. Um das etwas greifbarer zu machen: Wir entwickeln, wie bereits erwähnt, gegenwärtig in enger Zusammenarbeit mit einem deutschen Vermögensverwalter ein Hochsicherheits-Krypto-Wallet für die Aufbewahrung und den Handel von Digitalwährungen.

Auch dieses Hochsicherheits-Krypto-Wallet, das im „Cold Storage“ Verfahren arbeitet, ist für Anleger, die mit der virtuellen Welt Neuland betreten, erklärungsbedürftig.

Bei dem Krypto-Wallet – wir nennen es das Secure-Pearl-Wallet - handelt es sich um eine Software zur Verwahrung von privaten Schlüsseln von Kryptowährungen und Token, die speziell für institutionelle Vermögensverwalter konzipiert wurde.

Hierbei ist es Vermögensverwaltern möglich, digitale Währungen und Token im Auftrag des Kunden zu kaufen, verkaufen und sicher aufzubewahren. Im Gegensatz zu vielen anderen Lösungen am Markt, ist das Secure-Pearl-Wallet nicht an einen Cloud- oder Onlinespeicher gebunden. Bei der Erstellung der Transaktionen zum Versand von digitalen Währungen oder Token ist bei der Nutzung der Secure-Pearl ein manueller Schritt vorgesehen, welcher vom Vermögensverwalter selbst durchgeführt wird. Durch diesen manuellen Prozessschritt wird eine Online-Anbindung der kryptografischen Schlüssel von digitalen Währungen und Token vermieden – das gewährt zusätzliche Sicherheit.

Der Endkunde selbst hat einen lesenden Zugriff auf die Transaktionsdatenbanken des Vermögensverwalters und kann Ein- und Auszahlungen online nachverfolgen.

Wie sehen die Erlösmodelle für die verschiedenen IT-Dienstleistungen und Softwareprodukte aus?  

In unseren Bereichen Software Development und Managed Services/Consulting kombinieren wir stabile, wiederkehrende Erlösströme aus der Lizenzierung von eigenen Produkten und länger laufenden Dienstleistungsverträgen mit projektbezogenen Umsätzen aus der Softwareentwicklung für Dritte und Beratungsdienstleistungen für IT- und ICO-Beratung, die auch mit erfolgsabhängigen Vergütungskomponenten versehen sind.

Durch die zusätzlichen Beteiligungen und Beratungsdienstleistungen ist das Geschäftsmodell sehr komplex. Wie gut sind die Einnahmen vor diesem Hintergrund im Voraus planbar?

Das Geschäftsmodell wirkt komplex, ist aber durchaus kompatibel. Durch die Vermarktung unserer Beratungsdienstleistungen sehen wir viele interessante Unternehmen, die offen für Beteiligungskapital sind – wenn auch aktuell zu sehr ambitionierten Bewertungen. Gleichzeitig gehen wir davon aus, in Zukunft unsere Dienstleistungen auch an Portfoliounternehmen vermarkten zu können. Bezüglich der Planbarkeit von Erlösen bringt das Beteiligungsgeschäft zwar eine gewisse Unsicherheit mit sich, da Exits einfach schwer vorhersehbar sind. Diese Verkaufserlöse konstituieren allerdings auf der anderen Seite auch ein hohes Potenzial für unsere Einnahmen. Umgekehrt lassen sich Lizenzerlöse aus Softwareverkäufen und dem Consulting- bzw. Managed-Services-Geschäft relativ sicher planen, bieten aber weniger Raum für erfolgsabhängige Zusatzerlöse.

Die Black Pearl Digital AG soll in den nächsten Jahren stark wachsen. Können Sie uns noch einen kurzen Überblick geben, wie die Planungen für 2018 aussehen und wo Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren sehen?

Bezüglich der Planung für das laufende Geschäftsjahr 2018 sind wir optimistisch, dass wir zumindest auf der Seite der Softwareentwicklung für Dritte noch mindestens einen Kunden bekanntgeben können. Wir sind bereits weit fortgeschritten im vierten Quartal und rechnen daher nicht mehr mit wesentlichen Umsatzbeiträgen aus den laufenden Akquisitionsbemühungen, gehen aber davon aus, dass wir auf der operativen Seite, besonders bei der Zusammenstellung unserer Programmierteams, weitere Fortschritte gemacht haben werden.

Mein Ziel ist es, die Black Pearl Digital AG langfristig zum einem führenden Standardsoftwareanbieter im Bereich dezentraler Transaktionsdatenbankenanwendungen in der Finanzindustrie zu machen und diese Strategie durch Unternehmenskäufe wie auch innovative Eigenentwicklungen umzusetzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir über 2, 5 oder 10 Jahre sprechen.

Und zum Abschluss noch die Frage: Wann werden Sie Ihr Ziel erreicht haben und einer der führenden Anbieter von Dienstleistungen und Software im Bereich der Blockchain-Technologie sein?

Mein Strategieprofessor an der Universität sagte immer: „Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum“. Daran hat sich sicher bis heute nichts geändert. Wirklich neuartig ist die unglaubliche Geschwindigkeit der Entwicklung im Blockchain-Sektor. Denken Sie etwa an Unternehmen wie den Betreiber der Kryptobörse Binance, der nur ein Jahr nach Gründung bereits für 2018 einen Gewinn von einer Milliarde Dollar in Aussicht stellt. Wir selbst denken und planen zwar eher mittelfristig, etwa im Rahmen von fünf bis zehn Jahren, schließen aber auch positive Überraschungen nicht aus.

financial.de: Herr Dr. Pfingsten, vielen Dank für das
Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das Interview wurde von financial.de im Auftrag und auf Veranlassung des Kunden geführt. Es dient ausschließlich zu Informationszwecken und ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die darin getroffenen Aussagen spiegeln die Meinung des Interviewten wider, die nicht notwendigerweise der Meinung der Redaktion entspricht. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird daher keinerlei Haftung übernommen.