
Wednesday, May 27, 2020
Daniel Wild: Wir freuen uns sehr, dass unser Portfoliounternehmen trotz des aktuell sehr herausfordernden Marktumfelds den Börsengang derart erfolgreich über die Bühne bringen konnte und am ersten Handelstag mit einer Erstnotiz von 14 Euro überaus positiv in den Handel gestartet ist. Der Börsengang war der logische nächste Schritt für Exasol, um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und das weitere Wachstum zu finanzieren. Die hohe Nachfrage auf Investorenseite belegt zudem die hohe Qualität der Exasol AG. Den für uns damit verbundenen Teilexit sehen wir als eindrucksvollen Beweis für den Erfolg unseres Geschäftsmodells, uns frühzeitig an aussichtsreichen Wachstumsunternehmen im Digitalgeschäft zu beteiligen. Zudem verschafft uns der damit verbundene Mittelzufluss im einstelligen Millionenbereich zusätzlichen Spielraum für die weitere Expansion.
Daniel Wild: Es klingt womöglich banal, wenn ich sage, dass wir zu einem günstigen Zeitpunkt investieren und einen werthaltigen Exit erzielen wollen. Aber so einfach ist es. Und deswegen steht Exasol auch exemplarisch für unser Geschäftsmodell. Von der Übernahme der Beteiligung Ende 2018 durch den Erwerb der Mountain Technology AG über die Entwicklung des Unternehmens bis hin zum IPO steht ein deutlicher Wertzuwachs: Das ist unsere Philosophie. Als Beteiligungsgesellschaft mit Fokus auf digitale Geschäftsmodelle sind wir in einem Markt unterwegs, der stark wächst. Daher entwickelt sich die große Mehrheit unserer Portfoliounternehmen auch positiv.
Daniel Wild: Wir haben kommuniziert, dass wir mittelfristig bei werthaltigen Exits durchaus einen Teil als Sonderdividende ausschütten wollen. Das ist richtig. Allerdings müssen dafür die notwendigen Rahmenbedingungen passen. Das heißt, dass wir im ersten Schritt eine kritische Größe erreichen müssen, um die Wahrnehmung für die Mountain Alliance an der Börse und für weitere Investoren zu erhöhen. Diese kritische Größe sehe ich bei einer Marktkapitalisierung von 100 Millionen Euro. Bis dahin ist noch ein guter Teil des Weges zurückzulegen. Schaffen können wir das, indem wir beispielsweise zugeflossene Mittel aus Exits, wie jetzt bei Exasol geschehen, in weitere Zukäufe und in das Wachstum unserer Beteiligungen – und damit in das Wachstum der Mountain Alliance AG – investieren. Das Geld schlicht auszuschütten, halte ich aktuell für den falschen Weg. Zudem haben wir noch zahlreiche Ideen, wie wir Werte und Potenziale heben können.
Daniel Wild: Wir haben das Ziel formuliert, jedes Jahr mindestens einen bis zwei Exits zu realisieren. Im laufenden Jahr haben wir mit dem Teilexit bei AlphaPet und dem stufenweisen Teilexit bei Exasol bereits zwei Transaktionen auf der Verkaufsseite realisiert. Für 2020 wird es sehr wahrscheinlich noch einen dritten geben. Aber wir sehen nicht die Notwendigkeit, unbedingt einen weiteren realisieren zu müssen. Dasselbe gilt für das kommende Jahr. Begünstigt durch die Corona-Pandemie erfährt die Gesellschaft einen großen Digitalisierungsschub, der speziell unseren Unternehmen zugute kommen wird. Daher sind wir in der komfortablen Lage, noch abwarten zu können. Unser Portfolio ist mit 33 Beteiligungen bei einer durchschnittlichen Haltedauer von etwa fünf bis sechs Jahren sehr gut aufgestellt.
Daniel Wild: Wir sondieren natürlich kontinuierlich den Markt und sind in tieferen Gesprächen bei zwei, drei potenziellen Targets. Noch im laufenden Jahr wollen wir auch auf der Kaufseite Vollzug melden. Bei den interessanten Kandidaten handelt es sich sowohl um Einzelunternehmen als auch um komplette Portfolios. Speziell bei der Übernahme ganzer Portfolios können wir unsere Aktie als attraktive Akquisitionswährung im Zuge einer Sachkapitalerhöhung einbringen. So können wir auch schneller unser angestrebtes Ziel einer Börsenbewertung von 100 Millionen Euro erreichen.
Daniel Wild: Die Corona-Pandemie hat die Bewertungen und Ausgangslage von und für Unternehmen zum Teil grundlegend verändert. Für uns kommt der Mittelzufluss aus dem Exasol-IPO auch deshalb zu einem sehr günstigen Zeitpunkt, da die Krise beim ein oder anderen potenziellen Kaufkandidaten auch einen höheren Liquiditätsbedarf zur Folge hat, was einen niedrigeren Kaufpreis begünstigt. Mit einer guten Kapitalausstattung sind wir somit in einer komfortablen Verhandlungsposition.
Daniel Wild: Die haben wir. Wir haben schon in der Vergangenheit verstärkt in Themen wie Online-Education, E-Health und videobasiertes Arbeiten – unter anderem für Homeoffice-Anwendungen – investiert, die gerade jetzt im Zuge der COVID-19-Pandemie an Bedeutung gewinnen. Diese Beteiligungen wollten wir durch weitere Investitionen auch stärken. Beispielhaft möchte ich an dieser Stelle Lingoda als Online-Sprachschule mit virtuellen Klassenräumen nennen, die im April einen neuen Rekordmonat verzeichnete. Im Bereich E-Health sind wir mit mentavio, einer Plattform für webbasierte psychologische Beratung und Coaching, gut positioniert. Und mit movingimage haben wir die laut Gartner Research führende und einzige DSGVO-konforme Firma im Bereich Enterprise Video Plattform in Europa im Portfolio. Die Sichtweise, dass Deutschland keine nennenswerten Digitalunternehmen hervorbringt, kann ich nicht teilen. In meinen Augen sind das echte Hidden Champions, die erhebliche Potenziale für die Mountain Alliance bieten und gerade jetzt in der Corona-Zeit eine erhöhte Aufmerksamkeit erfahren, welche aus unserer Sicht auch nach Corona zu einem nachhaltigen Digitalisierungsschub führen wird. Wir alle erleben, was es bedeutet, wenn bestimmte, wichtige Teile der Gesellschaft den Anforderungen, welche die Digitalisierung an sie stellt, nicht gerecht werden. Gerade im Bereich Online-Bildung gibt es hier großen Nachholbedarf und damit große Chancen für die richtigen Anbieter.
Daniel Wild: Hier zeigen sich Parallelen zu Exasol: Wir haben den Online-Händler von Premium-Heimtierbedarf von Mountain Partners gekauft. Der Einstieg eines Private-Equity-Investors bei AlphaPet bedingte den Verkauf von Anteilen der Altgesellschafter, damit konnten wir einen Teil unseres Investments realisieren und sind mit zwei Prozent auch weiterhin beteiligt. Was aber viel wichtiger ist: Im Rahmen der Neubeteiligung konnte AlphaPet die bekannte Marke Wolfsblut akquirieren und somit in eine profitable Umsatzgröße von 100 Mio. Euro pro Jahr und damit in eine neue Dimension und Marktposition wachsen. Damit sind die Wachstumsperspektiven weiter hervorragend, sodass wir in den kommenden Jahren eine deutliche Wertsteigerung unseres Anteils erwarten. Auch hier verspürt das Unternehmen durch die Corona-Krise eine deutlich positive Auswirkung auf das Kaufverhalten von Kunden. Wir sind überzeugt, dass sich dieser Effekt auch nachhaltig positiv für AlphaPet auswirken wird.
Daniel Wild: Promipool hat sich typisch für diese Art der Medien entwickelt. Promipool verdient Geld durch Werbung, durch automatisches Bidding. Sprich von Sekunde zu Sekunde wird der Onlinetraffic auf die Seite verauktioniert. Wir haben zu Beginn der Krise einen deutlichen Rückgang der Werbebudgets gesehen, sind aber gleichzeitig unverhältnismäßig stark im Traffic gewachsen, weil die Leute mehr Zeit hatten, zu surfen. Das heißt, das Werbeinventar von Promipool ist stark hochgegangen, aber der Verkaufspreis gesunken. Wir haben es trotzdem geschafft, das erste Quartal profitabel abzuschließen. Dazu muss man wissen: Promipool ist seit drei Jahren profitabel, hat aber üblicherweise im starken vierten Quartal so viel verdient, um das Gesamtjahr profitabel zu gestalten. Jetzt ist es uns gelungen, trotz rückläufiger Werbebudgets so stark in der Reichweite zu wachsen, um das erste Quartal mit schwarzen Zahlen abzuschließen. Aktuell zeigt sich, dass die Preise wieder zügig anziehen und unsere erhöhte Reichweite bleibt.
Daniel Wild: Ja. GrapeAlliance erfährt gerade einen massiven Zuspruch. Das ist eine Softwareplattform für Winzer sowohl für B2B als auch für B2C. Die Kunden, also hauptsächlich Winzer im deutschsprachigen Raum einschließlich Südtirol, fangen gerade jetzt an zu verstehen, dass sie in ihrer analogen Welt abgehängt werden. Daher bekommt die Nachfrage bei GrapeAlliance jetzt einen massiven Schub. Hier haben wir ein typisches Beispiel, wie der Digitalisierungstrend eine gesamte Branche, in diesem Fall die Winzer, erfasst und eine große Chance bietet.
Daniel Wild: Das ist die HLEE Finance S.a.r.l. aus Luxemburg. Dahinter steht ein Wagniskapitalgeber aus den USA, der erkannt hat, wie günstig ein Einstieg bei 5 Euro je Mountain-Alliance-Aktie ist. Immerhin konnte er damit mit einem Abschlag von über 20 Prozent auf den ausgewiesenen NAV einsteigen.
Daniel Wild: Der Kurs stand zuvor über längere Zeit bei rund 6,00 Euro, was etwa einem branchenüblichen Abschlag von zehn Prozent auf den Net-Asset-Value entspricht. Dann kam allerdings die Corona-Krise, der Risikoappetit der Investoren sank und unsere Aktie ist mit dem gesamten Umfeld eingebrochen. Zunächst einmal bin ich optimistisch, dass sich der Abstand durch den Exasol-Verkauf zum Teil schließen wird. Positive Tendenzen haben wir bereits gesehen. Zudem verfügen wir über ein Portfolio, das durch seinen starken Fokus auf digitale Geschäftsmodelle von der aktuellen Situation mehr profitiert als leidet.
Daniel Wild: Ja. Ich habe über die Jahre stets zugekauft, da ich, wie ausgeführt, vom Wert unseres Portfolios mehr als überzeugt bin.