
Monday, March 26, 2018
Manfred Götz: Das Geschäftsjahr 2017 war aus unserer Sicht in jeder Hinsicht ein außerordentlich erfolgreiches Jahr. Das genannte Umsatzplus resultiert im Wesentlichen aus dem starken organischen Wachstum im Bereich der Professional Services. Dieses wurde im letzten Quartal anorganisch ergänzt, durch Umsätze in Höhe von knapp über 1 Mio. Euro aus dem Erwerb des Beratungsbereichs der SHS Viveon AG. Unsere ursprünglich angestrebte Zielmarke von 14 Mio. Euro Gesamtleistung hätten wir jedoch auch ohne diese Umsätze bei weitem übertroffen.
Götz: Die Integration ist aus unserer Sicht hervorragend gelungen. Alle Arbeitsverträge konnten erfolgreich übernommen werden und die Mitarbeiter sind nach unserer Einschätzung gut im neuen Unternehmen angekommen.
Die Düsseldorfer Mitarbeiter ergänzen mit ihren Kunden vor allem im Telekommunikationsbereich perfekt unser bestehendes Know-how und unsere bestehenden Kundenverbindungen. Die Kollegen konnten wir in unseren bestehenden Räumlichkeiten mit aufnehmen, so dass hier keine weiteren Miet- oder Umzugskosten angefallen sind.
Die Münchner Kollegen haben die mVISE dagegen mit einem neuen Standort bereichert, so dass wir nun auch für Kunden im süddeutschen Raum eine Präsenz vor Ort haben. Wir sind froh, dass wir nun auch zum 1. März 2018 mit Lars Gaworski einen erfahrenen Niederlassungsleiter für diesen Standort gewinnen konnten.
Darüber hinaus ist an beiden Standorten eine problemlose Übernahme von laufenden Projekten und Kundenbeziehungen erfolgt. Unsere Erwartungen haben sich hier also in vollem Umfang erfüllt.
Götz: Nachdem wir uns in den vergangenen drei Jahren im Rahmen der Strategie 2015+ erfolgreich von einer Mobile-Marketing-Agentur hin zu einem IT-Anbieter gewandelt haben, möchten wir im Zeitraum 2018 bis 2020 in die Liga der führenden Player im deutschsprachigen Raum aufsteigen und dabei den Fokus auf die Aufgabenstellungen der Digitalen Transformation legen. In diesem Rahmen soll ein weiteres Wachstum des Umsatzes auf 35 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2020 erfolgen – bei einer auf 15 % annähernd verdoppelten Marge. In diesem Zeitraum planen wir die Schaffung von rund 100 neuen Stellen an den Standorten Düsseldorf, Hamburg, Bonn, Frankfurt und München. Damit wird sich die Anzahl der Mitarbeiter bis 2020 ebenfalls annähernd verdoppeln.
Götz: Hierzu haben wir eine ganze Reihe von Strategie-Projekten aufgesetzt. So möchten wir durch ein gezieltes Marketing unsere Wahrnehmung am Markt verändern, d. h. gegenüber Kunden, aber auch durch ein deutliches Employer Branding gegenüber potenziellen Bewerbern. Mit einem verbesserten Recruiting möchten wir die Basis für ein weiteres organisches Wachstum legen und damit auch in finanzieller Hinsicht weitere Skaleneffekte erzielen.
Auch hinsichtlich des Vertriebs möchten wir uns neu aufstellen. Wir werden künftig den bestehenden Direktvertrieb zunehmend durch Online-Vertrieb und ein strategisches Partnering verstärken. Darüber hinaus werden wir unsere internen Prozesse wie beispielsweise das Finanz-Controlling, das Personalwesen und die interne IT auf die zunehmende Unternehmensgröße ausrichten.
Götz: Mit der Ausgründung unseres Produktes SaleSphere in eine eigene Gesellschaft werden wir eine klare Trennung zwischen produktunabhängigen Professional Services in der Muttergesellschaft und innovativen Produkten in unabhängigen Tochtergesellschaften schaffen. Diese Produktgesellschaften möchten wir erfolgreich weiter entwickeln, so dass sich künftig die Produktumsätze im Verhältnis zu den Beratungsumsätzen überproportional ansteigen werden – und damit einen signifikanten Beitrag zur Margensteigerung des Gesamtunternehmens leisten. Auch das ist Teil unserer Strategie 2018+.
Götz: Wir haben in den vergangenen drei Jahren enorm in unsere Produkte ICC Cloud von Just Intelligence, die iPaaS-Plattform von elastic.io und unser Produkt SaleSphere zur Digitalisierung von Vertriebsprozessen investiert. Für die nächsten drei Jahre wird unser Schwerpunkt im Erzielen eines Return of Invests liegen. Wir werden hierzu in der Tat unseren Vertrieb ausweiten. Alle Produkte sollen verstärkt Online als Software-as-a-Service vermarktet werden. Darüber hinaus werden wir künftig verstärkt auf starke Partner und Reselling-Modelle setzen. Gleichzeitig werden wir unsere Produkte im Rahmen der Anforderungen unserer Kunden, Partner und des Marktes weiterentwickeln, um diese als führende Lösungen in ihrem Segment der Digitalen Transformation weiter zu etablieren.
Götz: Wir sehen eine sehr enge Verzahnung zwischen unseren Produkten und unseren Professional Services. So ergänzt SaleSphere sehr gut unsere Lösungen und Dienstleistungen in unserer Kernkompetenz Mobility, mit der iPaaS-Platform von elastic.io ergänzen wir perfekt unser Beratungsangebot im Rahmen von Integrationsprojekten und mit ICC Cloud von Just Intelligence ergänzen wir unsere Expertisen im Umfeld von Enterprise Data. Einerseits unterstützen unsere Berater aus der Muttergesellschaft in zahlreichen Projekten unsere Produkttöchter. Andererseits nutzen wir natürlich auch die vertrieblichen Synergie-Effekte bei unseren Beratungskunden.
Götz: Den größten Teil unserer Umsätze resultieren aktuell aus den Branchen Telekommunikation und Finanzdienstleistungen. Darüber hinaus haben wir jedoch eine Vielzahl von interessanten Digitalisierungsprojekten aus den unterschiedlichsten Branchen, wie z. B. Maschinenbau, Medien, Retail oder auch Regierungsorganisationen. Für die weitere Entwicklung möchten wir natürlich den Footprint in unseren wichtigsten Branchen weiter ausbauen.
Götz: Wir sind überzeugt, dass die Investitionen in neues Personal und die erwähnten Transformationsprojekte für unsere mittelfristige Wachstumsstrategie unabdingbar sind. Jedoch sind wir überzeugt, dass wir auch trotz dieser Investitionen ein weiteres Wachstum in der EBIT-Marge darstellen können. Wir haben in den letzten beiden Jahren bei einem stark beschleunigten Wachstum jeweils eine EBIT-Marge von über 5 % erzielen können. Insofern erscheint uns die Prognose einer Steigerung auf 8 % in diesem Jahr durchaus realistisch.
Götz: Die EBIT-Marge von 15 % bezieht sich in Summe auf das Produkt- und Beratungsgeschäft. Unsere Annahme ist hierbei, dass der höhere Margen-Anteil im Produktgeschäft liegt. Die aktuelle Entwicklung bei unseren Produkttöchtern stimmt uns hierbei sehr optimistisch. Darüber hinaus sehen wir uns auch im Beratungsgeschäft aktuell mit einem extremen Angebotsmarkt konfrontiert, d. h. wir haben viel mehr Nachfrage nach Digitalisierungs-Experten, als wir bedienen können. Diese Situation fördert auch hier eine positive Margenentwicklung.
Götz: Wir sehen unsere Stärken in zwei Bereichen:
Einerseits fokussieren wir uns sehr stark auf die sogenannte Digital Customer Experience. Mit Hilfe der neuen digitalen Technologien werden komplett neue Kundenerfahrungen ermöglicht. Ich möchte hier als Beispiel Industrie 4.0, Internet of Things, Big Data oder Künstliche Intelligence nennen. Diese Technologien ermöglichen völlig neue Geschäftsmodelle. Wir möchten hier unsere Kunden dabei unterstützen, von diesen enormen Wachstumschancen zu profitieren.
Anderseits fokussieren wir uns auf die sogenannte Digital Operational Excellence oder auch Intelligent Operations genannt. Hier sprechen wir von digitalen Technologien, die unseren Kunden erhebliche Effizienzsteigerungen ermöglichen. In diesem Bereich möchte ich als Beispiel Mobile Enterprise, Digital Workplace, aber auch die effiziente Integration von digitalen Lösungen, die unabdingbare Betrachtung der IT-Security und die Automatisierung von IT-Prozessen nennen. In diesem Kontext möchten wir unsere Kunden unterstützen, damit sie vermehrt ihren Fokus auf ihr Kerngeschäft lenken können und Zeit für Innovationen haben.
Götz: Wir sind überzeugt, dass wir mit unserem zunehmenden Wachstum und der steigenden Marktkapitalisierung zunehmend für neue Investorenkreise interessant werden. Diese möchten wir auch mit geeigneten Maßnahmen und Veranstaltung adressieren. So haben wir in den letzten Wochen erfolgreich einen Investoren-Newsletter implementiert. Am vergangenen Dienstag haben wir unsere Strategie 2018+ erstmalig interessierten Investoren über eine Webkonferenz vorgestellt. Zudem werden wir im April auch erstmals auf der Münchner Kapitalmarktkonferenz MKK vertreten sein.
Darüber hinaus verstärken wir unsere Investor-Relations-Arbeit auch in Richtung internationaler Investoren. Beispielsweise liegen die letzten beiden Geschäftsberichte nun auch in englischer Sprache vor und wir planen in der zweiten Halbjahreshälfte auch die Teilnahme an internationalen Investoren-Veranstaltungen.
Götz: Wenn ich unsere Schwerpunkte Digital Customer Journey und Digital Operational Excellence betrachte, dann sehe ich uns im fachlichen Wettbewerb mit Unternehmen wie Cancom, Valtech, All for One Steeb oder auch ATOS oder Cap Gemini. Wenn Sie unsere Bewertung vergleichen, werden Sie zu einem ähnlichen Ergebnis kommen wie unsere Analysten: Die Aktie der mVISE AG weist deutliches Kurspotenzial auf.
Haftungsausschluss/Disclaimer: Das Interview wurde von financial.de im Auftrag und auf Veranlassung des Kunden geführt. Es dient ausschließlich zu Informationszwecken und ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die darin getroffenen Aussagen spiegeln die Meinung des Interviewten wider, die nicht notwendigerweise der Meinung der Redaktion entspricht. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird daher keinerlei Haftung übernommen.