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Thursday, September 26, 2019

Management Interview

Nicolas Paalzow

CEO der PANTAFLIX AG
CEO der PANTAFLIX AG
PANTAFLIX AG

„Mit VoD kann und sollte man Geld verdienen“

Der Ausbau des Digitalgeschäfts, ein neuer Kernaktionär, die erste Serie für Netflix und der Start von PANTAFLIX Studios: Bei der Münchner PANTAFLIX AG (ISIN DE000A12UPJ7) hat sich in den vergangenen Monaten viel getan. Am 11. Oktober startet das erste werbefinanzierte VoD-Angebot auf pantaflix.com, im kommenden Jahr soll ein Abonnement-Modell folgen. „Durch diesen Schritt können wir das volle Leistungspotenzial unserer hochskalierbaren VoD-Plattform ausschöpfen“, sagt PANTAFLIX-CEO Nicolas Paalzow im Gespräch mit Financial.de. Den Ausbau von Exclusive- und Original-Produktionen sieht er als weiteren Schlüssel zum Erfolg und stellt für 2020 neue Bestmarken bei Film- und Serienprojekten in Aussicht. Dabei ist ihm ein Ziel besonders wichtig: Das Erreichen der Profitabilität.

Financial.de: Herr Paalzow, am 11. Oktober startet die vierte Staffel von KRASS KLASSENFAHRT nun exklusiv auf pantaflix.com – anstatt wie bisher gewohnt auf der TV-Streaming-Plattform Joyn. Was dürfen wir erwarten?

Nicolas Paalzow: Zunächst einmal dürfen Sie und die Fans sich auf die exklusive Veröffentlichung der vierten Staffel eines Erfolgsformats freuen, dass bisher allein über die Zweitverwertung auf YouTube regelmäßig mehr als eine Million Abrufe, in der Spitze sogar bis zu vier Millionen, erzielt hat. Mit Jonas Ems und Jonas Wuttke konnten wir zwei der bekanntesten deutschen Social-Media-Stars für eine Zusammenarbeit mit uns begeistern, insgesamt erreicht der Cast durch seine Follower auf den unterschiedlichen Social-Media-Kanälen wie YouTube und Instagram über sieben Millionen User.

Financial.de: Sie finanzieren die Veröffentlichung erstmals über Werbung statt durch zahlende Kunden. Ist Advertising-Video-on-Demand (AVoD) ein Modell für die Zukunft?

Paalzow: Der Launch der vierten Staffel von KRASS KLASSENFAHRT ist der Startschuss für die Betaphase unseres neuen werbefinanzierten Zugangs. Wie für alle weiteren Episoden von KRASS KLASSENFAHRT gilt, dass Nutzer über AVoD kostenfrei und exklusiv nicht nur in den Genuss der Serie, sondern vieler weiterer Inhalte kommen. Das gesamte kostenlose Angebot auf pantaflix.com wird aber erst in den kommenden Wochen und Monaten kontinuierlich ausgebaut und um zahlreiche weitere Highlights erweitert. Werbefinanzierte Inhalte werden ein wesentliches Standbein von pantaflix.com sein.

Financial.de: Warum jetzt der Strategieschwenk zu AVoD, nachdem Ihr Fokus bisher auf transaktionsbasiertem VoD (TVoD) lag, bei dem pro Film abgerechnet wird?

Paalzow: Ich möchte hier weniger von einem Schwenk,  sondern vielmehr von einer Erweiterung unserer Plattformstrategie sprechen. Mit dem am 11. Oktober in der Betaphase startenden AVoD-Angebot und dem bereits angekündigten Abonnement-Modell SVoD ergänzen wir das Leistungsangebot von pantaflix.com nun um zwei sehr nachgefragte Modelle, die uns die Möglichkeit eröffnen, zusätzliche Umsatzpotenziale und neue Kundenkreise in einem dynamisch wachsenden VoD-Markt zu erschließen. Künftig werden PANTAFLIX-Kunden Zugriff auf noch mehr Video-Inhalte haben und dabei selbst entscheiden können, wie sie Film- und Serieninhalte abrufen wollen. Unabhängig davon, ob sie ihren Lieblingsfilm im bisher gewohnten Transactional Video-on-Demand (TVoD) abrufen möchten, werbefinanzierte Inhalte kostenlos sehen möchten (AVoD) oder sich für neue spannende Spezial-Pakete im Abo-Modell (SVoD) entscheiden: PANTAFLIX bietet künftig seinen Kunden mehr Auswahl und noch mehr Möglichkeiten.

Financial.de: Was erhoffen Sie sich konkret von der Erweiterung um AVoD und SVoD?

Paalzow: Durch diesen Schritt können wir das volle Leistungspotenzial unserer hochskalierbaren VoD-Plattform ausschöpfen. So profitieren wir durch das Vordringen in zwei zusätzliche umsatzstarke Märkte direkt von einem massiven Zuwachs unserer potenziellen Kundenbasis und spürbar niedrigeren Kosten für die Kundengewinnung. Gleichzeitig profitieren aber auch unsere Lizenz-Partner und Creators, die nun über ein noch differenzierteres Verwertungsmodell größtmögliche Flexibilität bei der Monetarisierung ihrer Inhalte haben werden. So profitieren alle: Unsere Kunden, unsere Content-Partner und wir.

„Neben der richtigen Strategie, hoher Umsetzungsgeschwindigkeit und -qualität war und ist mir das Ziel der Profitabilität sehr wichtig“, erklärt PANTAFLIX-CEO Nicolas Paalzow im Gespräch mit Financial.de.

Financial.de: Mit PANTAFLIX Studios haben Sie auch eine neue Produktionseinheit ins Leben gerufen. Warum dieser Schritt?

Paalzow: PANTAFLIX Studios bündelt die Marketing-, Story-Telling- und Produktionskompetenzen der gesamten PANTAFLIX Gruppe und wird vor allem Eigenproduktionen zur Auswertung über unsere konzerneigene Plattform pantaflix.com produzieren. Als Partner stehen dabei vor allem reichweitenstarke Social Media Stars und Creator im Mittelpunkt. Bereits jetzt arbeiten PANTAFLIX Studios und Moonvibe, die Produktionsgesellschaft von Jonas Ems und Jonas Wuttke, an der Realisierung der ersten gemeinsamen PANTAFLIX Original-Produktion. Mit diesen Produktionen erreichen wir eine junge, digitale und hochgradig mobile Zielgruppe. Der Ausbau von Exclusive- und Original-Produktionen wird ein Schlüssel zum Erfolg unserer Ambitionen sein.

Financial.de: Kommen wir zurück auf Ihr VoD-Angebot: Wie wollen Sie mit diesem gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz von Amazon, Netflix und YouTube bestehen?

Paalzow: Zunächst einmal sprechen wir hier von einem sehr großen und weiterhin stark wachsenden Markt mit großer Zukunft. Auch ProSiebenSat.1, die RTL Gruppe, die Telekom und SKY sind ja hier aktiv und machen den großen amerikanischen Anbietern Konkurrenz. Umgekehrt müssen diese sich viel eher mit Netflix, Disney und Co beschäftigen als wir. Wir sehen unsere Chancen als schneller, wendiger und schon bald profitabler Challenger, da wir nur einen Bruchteil der Kosten bei hohem Umsatzpotenzial haben werden. Allein der deutsche Streaming-Markt weist im Jahr 2019 eine beachtliche Größe auf. Dabei gehen Marktforscher davon aus, dass das Umsatzvolumen im hiesigen TVoD-Segment derzeit etwa 170 Mio. Euro beträgt; AVoD und SVoD kommen hingegen gemeinsam auf etwa 1,54 Mrd. Euro. Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass mit der Erweiterung unserer Plattform-Strategie das Marktvolumen der von uns adressierten Segmente um den Faktor 10 steigt. Und nach Expertenschätzung wird sich das Volumen des deutschen VoD-Marktes bis zum Jahr 2023 von aktuell 1,71 Mrd. Euro weiter dynamisch auf 2,15 Mrd. Euro erhöhen. Mit unserem breiten, hybriden Ansatz differenzieren wir uns vom Wettbewerb. Mit einem hochwertigen Ansatz im TVoD-Bereich, eigenproduziertem Premium-Content, exklusiven Inhalten wie KRASS KLASSENFAHRT und namhaften Lizenz-Partnern an der Seite sind wir überzeugt davon, dass pantaflix.com seinen Platz finden wird in einer für die Konsumenten tollen Angebotsvielfalt.

Financial.de: Sie sprechen die Konkurrenzsituation an: Mit Disney und Apple starten namhafte Player in wenigen Wochen ihren eigenen Streamingdienst. Nach Bekanntwerden des geplanten Disney-Angebots sackte der Netflix-Aktienkurs stark ab, da Anleger befürchten, Inhalte würden abwandern. Wie ist PANTAFLIX hinsichtlich der neuen Situation aufgestellt?

Paalzow: Der Markteintritt neuer alter Bekannter mit eigenen Angeboten beweist doch zunächst einmal eins: Der Streaming-Markt ist und bleibt sehr attraktiv und wächst. Wir haben das bei PANTAFLIX frühzeitig erkannt und sind mit unserer selbstentwickelten und sehr leistungsstarken VoD-Plattform als deutsches Produktionshaus bereits seit Dezember 2016 einzigartig in diesem Markt unterwegs. Mit jedem unserer Kooperationspartner, auch den Major Hollywood Studios, verbindet uns eine tiefe und vertrauensvolle Geschäftsbeziehung. Durch den Ausbau unserer Services mit AVoD und SVoD werden wir künftig weitere Anknüpfungspunkte haben, um unseren Partnern und Kunden ein noch attraktiveres Angebot bereitstellen zu können, von dem auch unsere Lizenzpartner profitieren.

„Der Launch der vierten Staffel von KRASS KLASSENFAHRT ist der Startschuss für die Betaphase unseres neuen werbefinanzierten Zugangs. Mit der Erweiterung unserer Plattform-Strategie steigt das Marktvolumen der von uns adressierten Segmente um den Faktor 10.“

Financial.de: In Sachen Kooperationen produziert PANTAFLIX mit „DAS LETZTE WORT“ die erste Netflix-Serie. Bleibt die Produktion für andere Plattformen Bestandteil Ihrer Strategie?

Paalzow: Den in der Vergangenheit eingeschlagene Weg, zusätzlich zu unserem Kinogeschäft, erstklassig erzählte Serien aus Deutschland heraus für ein globales Publikum zu produzieren, werden wir konsequent fortsetzen. Nach unserer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Amazon Prime Video und Warner Bros. bei YOU ARE WANTED und YouTube Premium bei BULLSPRIT TV ist die Partnerschaft mit Netflix der nächste Meilenstein auf diesem Weg. Überhaupt sehen wir für das Produktionsgeschäft, woher wir kommen, weiterhin sehr gute Zeiten voraus.

Financial.de: Können Sie die dafür notwendigen Investitionen denn auch aus eigener Kraft finanzieren?

Paalzow: Wir haben in den vergangenen Monaten umfangreich in die Erweiterung und die Optimierung unserer VoD-Plattform investiert, ohne dabei jedoch die Kostenseite aus den Augen zu verlieren. Neben der richtigen Strategie, hoher Umsetzungsgeschwindigkeit und -qualität war und ist mir das Ziel der Profitabilität sehr wichtig. Ich bin überzeugt, mit VoD kann und sollte man Geld verdienen. Ein Blick auf unsere Halbjahreszahlen zeigt, dass wir dabei auf dem richtigen Weg sind. Obwohl wir erst ab dem vierten Quartal erste Erträge aus der Strategieerweiterung erwarten, konnten wir das Ergebnis im ersten Halbjahr 2019 bereits verbessern. Mit liquiden Mitteln per 30. Juni 2019 von 9,1 Mio. Euro sind wir zudem in der Lage, unsere Expansionspläne solide zu finanzieren und auf sich ändernde Marktbedingungen stets flexibel reagieren zu können.

Financial.de: Mit Klemens Hallmann haben Sie nicht nur ein neues Aufsichtsratsmitglied gewonnen, die Hallmann Holding ist seit diesem Jahr auch neuer Kernaktionär bei PANTAFLIX. Ist dies mehr als ein reiner Finanzinvestor?

Paalzow: Mit Klemens Hallmann haben wir einen herausragenden Unternehmer als Investor und Mitglied unseres Kontrollgremiums gewonnen. Er ist als Gründer und Eigentümer der international tätigen Hallmann Corporate Group nicht nur in den Bereichen Immobilien und Beteiligungen aktiv, sondern auch als Eigentümer der Hallmann Entertainment Company und Kernaktionär der Filmhouse Germany AG sowie Produzent zahlreicher internationaler Dokumentations- und Filmprojekte sehr erfahren. Darüber hinaus habe ich ihn als begeisterten Filmliebhaber und -kenner kennengelernt. Klemens war vom ersten Moment vom Potenzial der PANTAFLIX AG überzeugt und wird uns nicht nur als Aufsichtsrat, sondern auch als Partner helfen, die großen Potenziale in all unseren Geschäftsfeldern voll zum Wohle aller Aktionäre zu erschließen. 

Financial.de: Was dürfen wir in den kommenden Monaten noch von PANTAFLIX erwarten?

Paalzow: Auf den vollumfänglichen Rollout unseres AVOD-Angebots im vierten Quartal 2019 folgt der Start erster SVOD-Angebote im ersten Quartal 2020, darauf liegt im Moment eine hohe Aufmerksamkeit. Aber ich freue mich auch besonders auf den Kinostart von großartigen Filmen produziert von Pantaleon Films. Mit DEM HORIZONT SO NAH, unserer ersten Zusammenarbeit mit Studiocanal, und AUERHAUS mit Warner Bros. kommen bis Jahresende noch zwei weitere unserer Produktionen in die deutschen Kinos, produziert von unserer Kölner Produzentin Kristina Löbbert. Anfang 2020 folgt dann mit RESISTANCE unsere erste internationale Kinofilmproduktion. Da unsere Produktionspipeline besser gefüllt ist denn je, sind wir zuversichtlich, im kommenden Jahr neue Bestmarken bei Film- und Serienprojekten zu erreichen. Aber auch unsere anderen Töchter, die Kreativagentur CC15 und unser Musiklabel PantaSounds, werden weiter für Furore sorgen. CC15 hat gerade zur IAA mit einer tollen neuen Zusammenarbeit mit der Daimler AG geglänzt. Und bei PantaSounds freuen wir uns im nächsten Jahr auf das neue Album von Matthias Schweighöfer, neue Künstler und Konzerttouren.

Financial.de: Warum spiegeln sich diese Perspektiven noch nicht im Kurs der PANTAFLIX-Aktie wider?

Paalzow: Die PANTAFLIX AG befindet sich in einer Phase des Aufbruchs. Unser Ziel ist es, die Unternehmensgruppe in einem vitalen Medienmarkt zukunftsfähig und auf Profitabilität auszurichten und auf diese Weise bestmöglich von den sich bietenden Chancen zu profitieren. Auf diesem Weg sind wir in den vergangenen Monaten gut vorangekommen. Nun müssen wir weitere Erfolge, vor allem im VoD-Bereich, liefern. Dass unsere Aktie aktuell zu günstig gehandelt wird, zeigt ein Blick auf die Analystenstudien, die den fairen Wert im Durchschnitt bei 4,30 Euro sehen und der PANTAFLIX-Aktie damit ein Kurspotenzial von mehr als 100 Prozent bescheinigen. Die positive Perspektive, über die wir hier gesprochen haben, stimmt uns auch für die weitere Aktienkursentwicklung zuversichtlich.

Financial.de: Herr Paalzow, vielen Dank für das Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das Interview wurde von Financial.de im Auftrag und auf Veranlassung des Kunden geführt. Es dient ausschließlich zu Informationszwecken und ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die darin getroffenen Aussagen spiegeln die Meinung des Interviewten wider, die nicht notwendigerweise der Meinung der Redaktion entspricht. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird daher keinerlei Haftung übernommen.