
Christof Zollitsch: In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen sehr erfolgreich gewachsen. Heute sind wir in einer sehr guten Position, um von der weiteren positiven Entwicklung des Marktes für digitale Bildverarbeitung profitieren zu können. Mit dem Börsengang eröffnen sich ganz neue Wege für STEMMER IMAGING. In den kommenden Jahren wollen wir unser Wachstum durch fokussierte internationale Expansion weiter vorantreiben und beschleunigen sowie die Profitabilität durch Konzept- und Produktinnovationen gezielt verbessern. Wir sind davon überzeugt, dass der Börsengang der richtige Schritt ist, um unsere Wachstumsstrategie zu forcieren.
Christof Zollitsch: Der deutsche Markt ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, aber auch stark fragmentiert. Das Umsatzwachstum der STEMMER IMAGING liegt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 12 Prozent im Zeitraum 2013 bis 2017 sogar über dem Marktdurchschnitt. Wir sind seit mehr als 30 Jahren im Machine-Vision-Markt tätig und mit einem zuletzt erzielten Jahresumsatz in Höhe von 88,3 Mio. Euro im Vergleich zu unseren direkten Wettbewerbern der größte Player in Deutschland und anderen europäischen Märkten. Entsprechend sind wir sehr gut positioniert und wollen mit dieser starken Aufstellung weiterhin als aktiver Marktkonsolidierer auftreten und unsere Marktposition noch weiter ausbauen.
Christof Zollitsch: Die größten Firmen unter unseren originären Hauptwettbewerbern im Kernmarkt Deutschland sind Rauscher, MaxxVision und Framos. Am Inlandsumsatz gemessen ist STEMMER IMAGING aber mindestens dreimal so groß und kann daraus entsprechend positive Skaleneffekte generieren. Zudem grenzen wir uns mit einer eigenentwickelten Software als wesentliches Alleinstellungsmerkmal von unseren Wettbewerbern ab. Die börsennotierte ISRA Vision hat sich aus unserer Sicht als sogenannter Systemintegrator positioniert, der Bildverarbeitungssysteme beim Kunden vor Ort implementiert. Da wir das Bildverarbeitungssystem als individuelles Lösungskonzept aus Hardware-Komponenten, eigener Software und Services liefern und dieses an Systemintegratoren weiterleiten, ist ISRA Vision insofern eher ein Kunde von uns und kein klassischer Wettbewerber. Die ebenfalls börsennotierte Firma Basler ist als Entwickler und Hersteller von digitalen Kameras für Anwendungen in Industrie, Verkehr, Medizin und Sicherheit ebenfalls kein Wettbewerber, sondern potenziell ein Lieferant von Imaging-Komponenten für STEMMER IMAGING.
Christof Zollitsch: STEMMER IMAGING ist in Deutschland und darüber hinaus in insgesamt 19 Ländern Nord- und Mitteleuropas vertreten. Wir wollen weiter expandieren und neue Regionen und Märkte möglicherweise in Südeuropa und Asien erschließen. Da unsere Produkte von Systemintegratoren oder OEMs, sprich unseren Abnehmern bzw. Kunden, oft nach Asien exportiert werden, könnten gezielte Akquisitionen die Chance auf direktes Geschäft in den Emerging Markets eröffnen.
Martin Kersting: Beim Fußball werden beispielsweise mit Bildverarbeitungssystemen von STEMMER IMAGING die Laufwege der Spieler erfasst und aus den gewonnenen Daten detaillierte Bewegungsprofile erstellt. Im Tennis und im Fußball kommen unsere Systeme, bei denen unter anderem mehrere Hochgeschwindigkeitskameras zur Ballverfolgung und Linienkontrolle (sog. „Hawk Eye“) sowie 3D-Technologie zur Bildwiedergabe verwendet werden, zum Einsatz.
Martin Kersting: Unsere Kernkompetenz ist die Entwicklung, das Design und die Konfiguration kundenspezifischer Bildverarbeitungssysteme und -lösungen. Das Herzstück ist dabei unsere eigenentwickelte Bildverarbeitungssoftware Common Vision Blox (CVB), sie spielt im Einsatz mit verschiedenen Komponenten und Systemen wie zum Beispiel Kameras, Optiken, Beleuchtungen, Bildverarbeitungssysteme, Software oder weitere Hardware führender Herstellern eine wesentliche Rolle. CVB ist eine leistungsstarke Programmierbibliothek, die eine schnelle und zuverlässige Entwicklung und Implementierung von Einzelkomponenten zu kompletten Bildverarbeitungslösungen ermöglicht und damit für die Funktionalität des Gesamtsystems eine hohe Bedeutung hat. Die Software wird in Tausenden Applikationen weltweit eingesetzt und ist zudem ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal von STEMMER IMAGING. Darüber hinaus unterstützt sie nicht nur klassische PC Systeme, sondern auch Hardware aus dem Bereich Embedded Vision, kleine ARM basierte Systeme, die Bildverarbeitungsanwendungen in kompakter Bauform innerhalb von Maschinen ermöglicht.
Martin Kersting: Bildverarbeitung ist ein Schlüsselfaktor für die konsequente Automatisierung und Rationalisierung in allen Branchen und Bereichen der Industrie. In einer zunehmend vernetzten, digitalisierten Welt nimmt die Bedeutung der industriellen Bildverarbeitung für die Digitalisierung von Produktions- und Fertigungsprozessen in nahezu allen Branchen stetig zu. Bildverarbeitungstechnologien und Systeme werden als Schlüsselkomponenten der digitalen Transformation im Bereich Industrie 4.0 erachtet, um „intelligente Fabriken“, die sich durch hohe Flexibilität, Lernfähigkeit und Ressourceneffizienz auszeichnen, zu realisieren. Die Potenziale der Bildverarbeitung werden heute erst ansatzweise genutzt. Die Perspektiven sind sehr groß und nahezu grenzenlos, im Übrigen auch in nicht-industriellen Anwendungsbereichen, die ergänzende Technologien zur Bildverarbeitung nutzen – wie zum Beispiel im Bereich Entertainment oder Verkehr. Ermöglicht wird dies durch die Kommunikation der Systeme untereinander innerhalb einer Maschine und mit der Steuerungseinheit der Maschine.
Lars Böhrnsen: Unser Wachstum wurde sowohl vom anhaltend positiven und dynamischen Marktumfeld als auch von unserer breiten Kundenbasis aus zahlreichen Anwendungsbereichen und Industrien getragen, was das sehr gute organische Wachstum von 9 Prozent zeigt. Unternehmenszukäufe waren und sind aber grundsätzlich ein wichtiger Teil unserer Wachstumsstrategie. Durch den Zugriff auf ein erweitertes Produkt- und Serviceportfolio und Synergien beispielsweise bei zentralen Diensten können wir das Geschäft im Konzernverbund profitabel ausbauen. Ein Beispiel, das unsere Erfahrung bei der erfolgreichen Integration von Unternehmen zeigt, ist die in 2012 getätigte Akquisition in den Niederlanden, bei der wir im Zeitraum von 2013 bis 2017 sowohl im Umsatz als auch beim EBITDA deutlich zweistellige Wachstumsraten erzielt haben.
Lars Böhrnsen: Unsere angestrebte Wachstumsbeschleunigung und der Ausbau des höherwertigen Geschäfts in den Bereichen Services, System Design und Software sollten sich positiv auf die weitere Margenentwicklung auswirken. Akquisitionen sollten sich ebenfalls positiv auf die Profitabilität der STEMMER IMAGING auswirken und zur Margensteigerung beitragen. Denn das Ziel ist, die akquirierten Unternehmen zügig zu integrieren und Synergien sowohl markt- als auch kostenseitig zu heben.
Lars Böhrnsen: Wir haben keine Bankverbindlichkeiten in der Bilanz und wollen die Mittel aus dem Börsengang in das weitere organische und anorganischen Wachstum der STEMMER IMAGING innerhalb und außerhalb Europas sowie in die Weiterentwicklung des Leistungsportfolios, insbesondere in Richtung neuer Anwendungsfelder für die eigenentwickelte Bildverarbeitungssoftware Common Vision Blox (CVB) investieren. Aufgrund unserer erfolgreichen Entwicklung und starken Aufstellung, des positiven Marktumfelds und der aussichtsreichen Zukunftsperspektiven sind meine Vorstandskollegen und ich der Meinung, dass es der richtige Zeitpunkt für den IPO ist. Aufgrund von Trends und Entwicklungen rund um Industrie 4.0 oder Factory Automation, die ohne industrielle Bildverarbeitung nicht umsetzbar sind, und der zunehmenden Digitalisierung in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen gehen wir davon aus, dass die Nachfrage in Zukunft noch weiter zunehmen wird. Kurz gesagt, wir wollen nicht nur auf den Zug aufspringen, sondern ihn auch anführen.
Lars Böhrnsen: Bei Akquisitionen spielen grundsätzlich alle drei genannten Elemente eine wichtige Rolle, wenngleich bisher Marktzugang und Umsatz im Fokus gestanden sind. Wir erweitern mit jedem Zukauf unseren Marktzugang durch die Gewinnung neuer Kunden im jeweiligen Markt. Oftmals haben diese Unternehmen über die Jahre technisches Spezial-Know-how in Nischenbereichen entwickelt, das unser Know-how ergänzen kann. Insofern gewinnen wir damit auch neue, hochqualifizierte Mitarbeiter. Das Thema Technologie bzw. Know-how Erwerb wird zukünftig auch ein wesentlicher Motivationstreiber sein. Was die Zahlen angeht fokussieren wir uns bei einem Zukauf auf den Umsatz des jeweiligen Unternehmens, da wir mittelfristig bisher alle Akquisitionen im Wesentlichen auf unser eigenes Ergebnismargenniveau gebracht haben und uns dies auch in Zukunft zum Ziel setzen.
Christof Zollitsch: Wir sehen viele Vorteile in der aktiven Zusammenarbeit mit Herrn Weinmann und Herrn Kober, die im Übrigen als Co-Founder ihrer Beteiligungsholding PRIMEPULSE ein starkes Netzwerk aus Unternehmen verschiedener Branchen managen. Von deren Erfahrung und Expertise vor allem im Bereich M&A und Kapitalmarktumfeld sowie in IT-Themen wie Industrie 4.0 oder IoT können wir stark profitieren. Wir sehen insbesondere durch eine Zusammenarbeit mit CANCOM direktes Synergiepotenzial im IoT-, aber auch im Cloud-Umfeld.
Christof Zollitsch: … das Management und die Mitarbeiter der STEMMER IMAGING an die guten Zukunftsaussichten und den Erfolg der Firma glauben und jeden Tag mit viel Motivation und Engagement dafür arbeiten. Wir freuen uns, wenn die Aktionäre uns ebenfalls ihr Vertrauen schenken.
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