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Thursday, July 26, 2018

Management Interview

Andreas Becker

CEO der STS Group AG
CEO der STS Group AG
STS Group AG

STS Group AG: „Beweis für unsere starke Marktstellung“

Die STS Group AG (ISIN DE000A1TNU68) hat zwei wichtige Aufträge an Land gezogen. Neben einem Großauftrag von einem führenden Nutzfahrzeughersteller im Volumen von 150 Mio. Euro hat der seit dem 1. Juni im Prime Standard notierte Systemlieferant mit dem erfolgreichen Eintritt in den nordamerikanischen Nutzfahrzeugmarkt einen wichtigen Meilenstein auf seinem strategischen Wachstumskurs erreicht. „Damit haben wir auch eines der zum Börsengang angekündigten Unternehmensziele der STS Group schneller als erwartet erreicht“, erläutert CEO Andreas Becker im Interview mit financial.de. Mit dem strategischen Ausbau der Marktposition im globalen Automotive-Markt, u. a. in China und Nordamerika, soll mittelfristig der Sprung über die Umsatzmarke von einer halben Milliarde Euro gelingen.

financial.de: Herr Becker, die STS Group hat jüngst zwei bedeutende Aufträge gemeldet, darunter einen Großauftrag von einem führenden Nutzfahrzeughersteller im Volumen von 150 Mio. Euro. Welchen Stellenwert hat diese Order für STS?

Andreas Becker: Einen sehr großen. Dabei handelt es sich um einen bedeutenden Folgeauftrag eines bestehenden Kunden mit vergrößertem Volumen, der unsere Strategie bestätigt und zeigt, dass wir uns als internationaler Systemlieferant für komplexe Systeme etabliert haben. Diese Order trägt zudem zur Sicherung der langfristigen Auslastung im französischen STS Standort bei und untermauert unsere mittelfristigen Ertragsziele.

financial.de: Was ist das Besondere an diesem Auftrag?

Andreas Becker: Wir werden im Rahmen dieses Auftrags-Front-Module aus nahezu hundert Einzelkomponenten zusammensetzen und unserem Kunden, einem der weltweit führenden Nutzfahrzeughersteller, die Systeme komplett aus einer Hand anliefern. Hervorzuheben sind sicherlich auch das hohe Volumen und die lange Laufzeit der Order. Dass wir dabei zudem als exklusiver Lieferant auftreten, ist Beweis für unser attraktives Produktportfolio und unsere starke Marktstellung.

financial.de: Vorgestern haben Sie zudem den erfolgreichen Eintritt in den nordamerikanischen Nutzfahrzeugmarkt gemeldet. Eine Order mit Symbolcharakter?

Andreas Becker: Mit Sicherheit. Dieser Neuauftrag mit zehnjähriger Laufzeit ist nicht nur ein bedeutender Schritt vorwärts bei der Erreichung der Wachstumsziele der STS Group, diese Vereinbarung mit einem der wichtigen US-Markenhersteller für schwere LKW hat für uns auch eine große strategische Bedeutung. Damit haben wir erstmals einen der in Nordamerika beheimateten großen Nutzfahrzeughersteller als Kunden für uns gewinnen können. Mit dem Eintritt in den nordamerikanischen Nutzfahrzeugmarkt, zu dem die USA, Kanada und Mexiko gehören, haben wir auch eines der zum Börsengang angekündigten Unternehmensziele der STS Group schneller als erwartet erreicht. Darauf werden wir aufbauen.

financial.de: Wie sehen Ihre weiteren Planungen für Nordamerika aus? Welche Rolle spielt die Trumpsche Politik für Ihre Expansionspläne dort?

Andreas Becker: Unabhängig von den Unwägbarkeiten der US-Wirtschaftspolitik sehen wir in Nordamerika überdurchschnittliches Potenzial für uns. Wir sind mit diversen weiteren potenziellen Kunden in Verhandlung über neue Projekte. Dabei bietet insbesondere der Bereich für große SMC-Bauteile Chancen für uns. Diese sind vor allem aufgrund der Bauart amerikanischer LKWs gefragt. Natürlich hoffen wir, dass die Politik unsere Pläne nicht durcheinanderbringt. Wirklich ausschließen kann man das aber eigentlich nie.

Die STS Group beschäftigt weltweit mehr als 2.500 Mitarbeiter und erzielte 2017 einen pro forma Umsatz von über 425 Mio. Euro. „Wir sind mit diversen weiteren potenziellen Kunden in Verhandlung über neue Projekte.“

financial.de: Wie ist die STS Group aktuell positioniert?

Andreas Becker: Die STS Group hat sich als führender Anbieter für Außen- und Innenverkleidungssysteme für leichte und schwere Nutzfahrzeuge etabliert. Dabei agieren wir als Systemlieferant, d. h. unser Kunde bekommt komplette Komponenten fertig geliefert. Erfolgsfaktoren sind dabei eine State of the Art-Technologie, innovative Leichtgewicht- und Akustik-Lösungen sowie eine globale Präsenz mit entsprechender Kundennähe. Aktuell produzieren wir in insgesamt 16 Werken in Frankreich, Italien, Deutschland, Polen, Mexiko, Brasilien und China für führende internationale Nutzfahrzeug- und Automobilhersteller.

financial.de: Wie bewerten Sie generell das derzeitige Marktumfeld in Europa? Spüren bzw. befürchten Sie eine konjunkturelle Eintrübung innerhalb der Branche?

Andreas Becker: Wir sehen derzeit keine Eintrübung in unseren Märkten. Die Industrie arbeitet intensiv an neuen Produkten. Insbesondere sehen wir die Bemühung, neue Technologien, wie z. B. alternative Antriebe, zum Einsatz zu bringen. Hier können wir unser Know-how im Bereich von leichtgewichtigen und technisch anspruchsvollen Systemlösungen einbringen. Was wir im Moment noch nicht absehen können, ist der Einfluss möglicher internationaler Handelseinschränkungen/Zusatzzölle, etc.

financial.de: Sie sprechen alternative Antriebe an: Volvo hat im April seinen ersten vollelektrischen Lastwagen vorgestellt. Sehen Sie die Elektromobilität eher als Chance oder als Bedrohung für Ihr Geschäftsmodell?

Andreas Becker: Gewichtsreduzierung im Automobil- und im Nutzfahrzeugbereich wird im Zuge der Elektromobilität eine zunehmend starke Bedeutung erfahren. Daher sehen wir Elektromobilität als große Chance für uns in Form einer steigenden Nachfrage nach unseren leichtgewichtigen Bauteilen/Komponenten. Zusätzlich sehen wir Potenzial für neue Anwendungen von Kunststoffteilen und auch für unsere Akustik-Kompetenz.

financial.de: Im ersten Quartal 2018 ist die STS Group in China weitergewachsen. Welche Erwartungen haben Sie an die weitere Entwicklung im Reich der Mitte?

Andreas Becker: Wir gewinnen zunehmend Marktanteile und sind für die Entwicklung durchaus optimistisch. Aktuell hat die STS Group zwei Produktionswerke in China, die im Wesentlichen Produkte auf Basis von SMC (Sheet Molding Compound) herstellen. Wir arbeiten bereits an einem dritten Werk und planen den Produktionsanlauf für das erste Quartal 2019. Dieses Werk soll in der Zukunft auch Spritzgusskomponenten herstellen. China ist der größte Markt für Nutzfahrzeuge weltweit. Wir sehen dort deutliches Potenzial für uns und positionieren uns entsprechend.

STS hat einen starken Footprint mit Werken in China, Europa, Mexiko sowie Brasilien. „Wir planen den Produktionsanlauf für unser drittes Werk in China für das erste Quartal 2019.“

financial.de: Im Rahmen des IPO im Mai 2018 haben Sie einen Bruttoemissionserlös von 24 Mio. Euro erzielt. Wie wollen Sie die Gelder konkret einsetzen?

Andreas Becker: Wie angekündigt planen wir die Marktposition der STS Group im globalen Automotive-Markt weiter strategisch auszubauen. Dazu gehören neben den bereits angesprochenen Themen des Kapazitätsausbaus in China und des Markteintritts in Nordamerika auch die Entwicklung neuer innovativer Produkte und die weitere Automatisierung in der Fertigung. Wir sind auf einem guten Weg und werden diesen konsequent weiter gehen.

financial.de: Wie sehen Ihre mittelfristigen Umsatz- und Ergebnisziele aus?

Andreas Becker: Auf der Umsatzseite ist es sicherlich nicht vermessen, mittelfristig den Sprung über die Marke von einer halben Milliarde Euro anzupeilen. Auf der Ergebnisseite versprechen wir uns eine deutliche Erhöhung der Profitabilität u. a. durch die Hebung weiterer Synergien in der neu gestalteten Gruppe, erwartete Skaleneffekte sowie die Weiterentwicklung unseres Produktportfolios.

financial.de: Kommen wir abschließend auf den Aktienkurs zu sprechen. Mit aktuell rund 21,50 Euro notiert die STS-Aktie unter dem Ausgabepreis von 24 Euro und deutlich unter dem Analystenkursziel 33 Euro von Hauck & Aufhäuser. Worauf führen Sie die Zurückhaltung der Anleger zurück?

Andreas Becker: Neben der allgemeinen Marktschwäche war zu beobachten, dass der Automotive Sektor in den vergangenen Wochen besonders gelitten hat – im Wesentlichen aufgrund der US-Wirtschaftspolitik und eines drohenden Handelsstreits. Diese Verunsicherung hat zu einer Zurückhaltung auf Anlegerseite geführt, die weitsichtigen Investoren nun eine besondere Chance bietet. Wir sind operativ auf Kurs und zuversichtlich, dass auch die Börse dies zukünftig honorieren wird.

financial.de: Herr Becker, vielen Dank für das Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das Interview wurde von financial.de im Auftrag und auf Veranlassung des Kunden geführt. Es dient ausschließlich zu Informationszwecken und ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die darin getroffenen Aussagen spiegeln die Meinung des Interviewten wider, die nicht notwendigerweise der Meinung der Redaktion entspricht. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird daher keinerlei Haftung übernommen.